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Seestadt Frankenberg

In Chroniken und anderen archivalischen Unterlagen zur Geschichte der Stadt Frankenberg findet sich der Begriff „Seestadt“ nicht. Wahrscheinlich wurde er im 19. Jahrhundert von Auswärtigen als Spottname aufgebracht. Dennoch ist dieser Name nicht ganz unberechtigt, fanden und finden sich in der Umgebung der Stadt doch mehrere Teiche.

Die Stadt Frankenberg war im Westen von Süd nach Nord wie von einem Ring von Teichen umgeben, von denen heute nur noch der Schilfteich existiert.
Die Bewohner des im Zeitraum 1158-1165 gegründeten Dorfes Frankenberg benötigten als gläubige Christen mit Beginn der Besiedlung eine gesicherte Versorgung mit Fisch als Freitags- bzw. Fastenspeise. Um von den Bedingungen eines ständig den Lauf ändernden Flusses und vielleicht sogar ausbleibenden Fischaufkommens unabhängig zu sein, wird sehr bald ein von Wasserstand und Fischbesatz unbeeinflußter Teich angelegt worden sein.

Ein solcher, den Bedürfnissen aller Bürger genügender Teich, oblag der Verantwortung des Rates. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wird dieser Ratsteich indirekt erwähnt. Er erstreckte sich vom heutigen Dammplatz bis zur Klingbach direkt an den Gärten der Häuser entlang. Dieser Teich konnte offenbar den Fischbedarf der Einwohner der Stadt decken, zumal die Zschopau in der Regel ebenfalls großen Fischreichtum bot.

Die Herrschaft auf Sachsenburg war ebenfalls an einer Möglichkeit der Fischzucht interessiert, besaß aber lange Zeit keine geeigneten Flächen zum Bau eines solchen Teiches. Erst im Jahr 1516 erlangten Wolfgang und Caspar V. von Schönberg vom Bischof Johann von Meißen die Erlaubnis zu einem Flächentausch, um dadurch nahe bei der Stadt Frankenberg einen neuen Fischzuchtteich anlegen zu können. Aus Gründen der Aufzucht entstanden drei Teiche: ein kleinerer Teich, der obere große Teich und der untere große Teich, der heutige Schilfteich, welcher sich damals noch ein ganzes Stück in das Lützeltal hinein erstreckte.[1] Die Wasserfläche hatte zu dieser Zeit eine Ausdehnung von über 10 Hektar.
Als die letzten Eigentümer der Grundherrschaft das Gut mit allem Zubehör, also auch den Teichen, im Jahr 1610 an den Kurfürsten Johann Georg I. verkauften, existierten noch alle Aufzuchtgewässer.[2] Aber rund zwanzig Jahre später wurden die vor über 100 Jahren angelegten Teiche des Gutes nicht mehr genutzt. Im Jahr 1629 ging die Klage, dass bei der Stadt schöne Teiche gemacht (sind), wie denn sonderl. hinter dem Städtlein gegen Abend ein großer Teich ist, der so lange ist, als die halbe Stadt u. gute Fische führet, der andern jezo zu geschweigen. Die Gutsteiche waren also zu diesem Zeitpunkt nicht mehr mit Fischen besetzt oder bereits trockengelegt, denn die Verwaltung des Gutes trug dem Bedürfnis nach weiterem Weideland Rechnung. Dazu kam, dass das schöne Wasser der Zschope, ... welches auch überaus gute Fische in großer Menge führet, die an Geschmack die andern Fische in Meißnischen Wassern weit übertreffen, ... eine eigene Fischzucht unnötig machte.[3] Im Jahr 1733 wurde der letzte verbliebene Teich, der heutige Schilfteich, durch einen Damm vor der Zschopau geschützt.[4] Er existiert, wenn auch stark verkleinert, heute noch, dient aber nicht mehr der Fischhaltung, sondern Ausflüglern zur Erholung.

Bis in das 18. Jahrhundert mäandrierte die Zschopau in der Aue, was zu Ablagerungen von Sand und Lehm führte, die wiederum den Lauf des Flusses behinderten und veränderten. Altarme und kleinflächige Lachen erstreckten sich zeitweise bis in die unmittelbare Nähe der Terrasse, auf der sich die Stadt befindet. Die bekannteste dieser Lachen wurde nach dem an ihr wohnenden Scharfrichter und Abdecker die Schindersee genannt, wodurch die Seegasse ihren Namen erhielt. Eine weitere "Faule Bach" genannte Lache erstreckte sich auf dem Areal der heutigen Fabrikstraße.

 

Quellenangaben:


[1]  Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden (Im folgenden zitiert: HStADD), 10036 Finanzarchiv, Loc. 37924, Rep. 47 Frankenberg, Nr. 3, fol. 49a-50a. 3.11.1516: Lehnsbrief des Bischofs Johannes auf Stolpen.
Wolfgang und Caspar von Schönberg baten, für die Anlage eines neuen Teiches bei dem Städtlein Frankenberg Flächen tauschen zu dürfen. Unter Berücksichtigung der ungeschmälerten Einkünfte der Altäre der Frankenberger Kirche wird dieser Tausch gebilligt. ... ac aliud pratum circa pratum Georgii hemolts et una et circa sepem communitate in Franckenbergk in medio piscina nova et piscinae oppidi Frankenbergk situatum per pranomitos Wolffgangum et Casparem de Schönbergk, ...
[2]  HStADD, 12884 Karten und Risse, Schrank I F. 7 Nr. 4 (MF 11078), Karte aus dem Jahr 1617. 
[3]  Höpner, Christian, Beschreibung der Stadt Franckenberg, Manuscr. 1629, fol. 10a+b.
[4]  Bahn, Christian August, Historische Nachrichten von dem im Meißnischen Ober-Ertzgebürge an der Zschopau liegenden Franckenberg und Sachsenburg, Schneeberg 1755, S. 28.
 

 

Kunst: Matthias Braun, Hamburg, Landkarte  Meilenblatt, Keramik, Glasur, 2018
Text: Dr. Reinhard Jeromin