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Herr Andreas Klöden

Beiträge zur Stadtgeschichte
- Der Siebenjährige Krieg und seine Auswirkungen auf Frankenberg


Der Siebenjährige Krieg und seine Auswirkungen auf Frankenberg

Im Siebenjährigen Krieg (1756 - 1763) kämpfte Preußen und Großbritannien auf der einen und die kaiserlich-österreichischen Habsburgermonarchie, Frankreich, Russland und auch Sachsen auf der anderen Seite.
 
Damit waren alle europäischen Großmächte an diesem Krieg beteiligt.
 

Am 29.8.1756 überschritt die preußische Armee ohne vorherige Kriegserklärung die Grenzen Sachsens. Die sächsische Armee wurde überrascht und sammelte sich in einem Lager bei Pirna, wo sie die preußische Armee am 10.9. einkesselte.
 
Schon am 9.9.1756 hatte die preußische Armee Dresden kampflos besetzt. Sachsen weigerte sich zu kapitulieren weil es damit rechnete, die verbündete österreichische Armee würde Sachsen entsetzen. Als die Habsburger Truppen Ende September 1756 tatsächlich nahten, zog ihr der Preußische König Friedrich II. mit der Hälfte seiner Armee entgegen, während die andere Hälfte die sächsischen Truppen weiterhin belagerte.
 
Am 1.10.1756 kam es zur Schlacht von Lobositz in Nordböhmen. Die Schlacht endete mit einem preußischen Sieg, wodurch die Österreicher die eingeschlossenen Sachsen nicht mehr befreien konnten. Daraufhin kapitulierten die sächsischen Truppen am 16.10.1756. Die sächsischen Offiziere wurden auf „Ehrenwort“ entlassen. Die etwa 14 000 sächsischen Soldaten und Unteroffiziere (etwa zehn Regimenter) wurden in preußische Uniformen gepresst und in preußische Dienste gezwungen.
 
Im folgenden Frühjahr desertierten jedoch viele sächsischen Soldaten aus den preußischen Verbänden. Somit hatte Preußen nur die Besetzung Sachsens erreicht, während das Konzept eines entscheidenden Schlages und Sieges gegen Österreich gescheitert war.
 
Schon am 3.9.1756 kamen die ersten preußischen Truppen nach Frankenberg. Sie schätzten die Stadtfläche auf 33 (Steuer-) Hufen Land (1 Hufe = 7,66 ha) und auf der Basis dieser Schätzung hatte die Stadt Frankenberg den Preußen sofort 594 Pfund Brot, 297 Pfund Fleisch, 594 Kannen Bier, 231 Metzen Hafer und 1188 Pfund Heu kostenlos nach Chemnitz zu liefern. Einige Tage später mussten solche Produkte auch an die Preußen nach Freiberg transportiert werden.
 
Die preußischen Truppen fingen sofort an, nach desertierten und in ihre Heimat geflohenen sächsischen Soldaten zu suchen, die sich oft in den umliegenden Wäldern verborgen hielten. Neben den militärischen Einquartierungen von z.T. 800 Soldaten (z.B. 1756/1757 vier Preußische Grenadierregimenter und eine Dragonerschwadron) hatte die Stadt weitere jährliche Naturallieferungen und bis zu 60 Rekruten pro Jahr der Preußischen Armee zur Verfügung zu stellen. So wurden beispielsweise am 28.10.1756 17 Mann der Frankenberger Scheibenschützen und zwei gefasste Deserteure aus Dittersbach zwangsweise als preußische Rekruten nach Freiberg geführt.
 
Im Dezember 1756 pressten die Preußen insgesamt weitere 71 junge Frankenberger Männer in ihren Militärdienst. Nachdem sich immer mehr junge Frankenberger diesen Rekrutierungen durch eine Flucht entzogen, gingen die Preußen dazu über, sich zwangsweise mehrere Tage in Frankenberg einzuquartieren, um effektiver Jagd auf die Wehrpflichtigen machen zu können. So hatte man bei einer derartigen Aktion im Jahre 1757 innerhalb von zwei Wochen 15 Rekruten festgesetzt. Die Zwangseinquartierungen preußischer Soldaten wurden in Frankenberg immer mehr zur Regel. Die Soldaten „nahmen mit, was sie fanden“. Entweder bezahlten sie nichts, oder nur mit „minderwertigem Geld“. Auch wurden viele Frankenberger Bürger zwangsweise zu „Schanzarbeiten“ herangezogen, deren Löhnung auch noch die Stadt zu bezahlen hatte. Diese Arbeiten hielten die Preußen für nötig, um österreichische Angriffe auf die mittelsächsische Gegend besser abwehren zu können.
 
Im Frühjahr 1758 sollte die Stadt Frankenberg wieder 25 Rekruten für das preußische Heer stellen. Da dies nicht möglich war, erhöhte man einfach die Strafabgaben der Stadt. Kommandovorstöße der Österreicher in das preußisch besetzte Gebiet kamen nun öfter vor. Im Frühjahr 1758 fiel die Habsburger Armee beispielsweise in Freiberg ein undplünderte ein preußisches Vorratsmagazin. Den Schaden ließen sich die Preußen anteilig u.a. auch von der Stadt Frankenberg mit 25 Thalern und 12 Neugroschen bezahlen.
 
Im August 1758 wurden wegen der mangelnden Rekrutenaushebung der Frankenberger Bürgermeister Kunad und der Syndikus Neubert von preußischen Soldaten als Geiseln nach Mittweida gebracht. Man legte ihnen als Auslösung aus dieser Geiselhaft 260 Thaler Strafe auf. Die Frankenberger Stadtkasse konnte diese Geldsumme aber nicht aufbringen. So mussten die Väter von dienstfähigen Söhnen, denen man nicht habhaft werden konnte, (je nach Vermögen) zwischen 3 und 10 Thaler an die Preußen abführen. Alle übrigen Frankenberger Bürger zwischen 16 und 40 Jahren hatten je 1 Thaler Strafe zu entrichten.
 
Auch 1759 hielt die preußische Jagd nach Rekruten an. Sollten wieder keine Rekruten gestellt werden können, drohte man Strafzahlungen in Höhe von 1000 Thalern, sowie die Freigabe der Stadt zur Plünderung durch die Preußen an.
 
1760 verschob sich wieder einmal die Front und 600 österreichische und kroatische Soldaten kamen nach Frankenberg. Sie „benahmen sich anständig und blieben außerhalb der Stadt, aber Holtz, Fleisch, Brodt und andere Victualien mussten ihnen hin ausgetragen werden“.
 
Im Dezember 1760 verlangten die Preußen (für wieder nicht bereitgestellte Rekruten) erneut eine Strafsteuer in Höhe von 3000 Thalern unter Androhung einer „Brandtschatzung“ der Stadt. Diese Strafsteuer forderte der Stadtrat in den folgenden zwei Jahren in kleinen und kleinsten Beträgen von den Bürgern zurück.
 
1761 wurden wechselweise Preußen und Österreicher in der Stadt einquartiert. Am 29.6.1761 kam es zu einem Feuergefecht zwischen Preußen und Österreichern auf dem Frankenberger Markt. Als 1762 die Preußen die österreichischen Truppen ins Erzgebirge zurückdrängten, nahm man erneut den Frankenberger Bürgermeister und den Stadtrichter zwangsweise mit nach Chemnitz, um die Stadt zu einer Strafzahlung von 6000 Thalern an die preußische Besatzung zu zwingen. Dieser Betrag wurde als Strafe für die angebliche Verzögerung der Zwangszahlung auf 9000 Thaler erhöht. Dazu sollte Frankenberg noch weitere 66 Rekruten stellen. Obwohl schon am 24.11.1762 ein Waffenstillstand zwischen den Kriegsparteien abgeschlossen wurde, erhöhten die Preußen kurz vor Weihnachten 1762 die Strafzahlung erneut um weitere 1600 Thaler. Da diese nicht erfolgte, kam am 24.12. ein preußisches Strafkommando nach Frankenberg und setzte die gesamte Frankenberger „Kaufmannschaft“ im Schauhaus der Stadt gefangen und ließ sie „über die Weihnachtsfeiertage im Arrest verharren“.
 
Am 9.12.1762 war der Preußische König Friedrich der Große, aus Freiberg kommend, in einer achtspännigen Kutsche in Frankenberg eingefahren. Hier wurden die Pferde gewechselt und der König begab sich weiter nach Chemnitz.
 
Auch das Jahr 1763 begann für die Stadt Frankenberg wenig verheißungsvoll. Trotz Waffenstillstand wurden am 15.1.1763 alle Bürger der Stadt einzeln vor das preußische Militär ins Rathaus befohlen. Man „ließ sie zwar alle wieder los“, doch um Mitternacht fielen die Soldaten plötzlich in die Häuser ein und nahmen mit „was sie erwischten, Alte oder Junge, Bürger, Bursche und Kinder“ und internierten sie in Gasthöfen. Am nächsten Morgen durften die ansässigen Bürger wieder heimgehen. Die anderen wurden „nach Freyberg transportieret“. Am 16.1. „wurden wiederum Leute in Arrest gesteckt und nach Tagen ließ man sie frei, ohne dass sie zu wissen bekamen, warum sie gesessen hatten“.
 
Bald erkannte der preußische Stadtkommandant Baron von Glasenapp, „dass der Friede nahe sei“. Er ließ mit „Trompeten und Pauken musizieren“ und veranstaltete „eine große Gasterei, zu der die Vornehmen des Städtchens eingeladen wurden“. Jeder „Arme erhielt ein Almosen“ und die preußischen Offiziere „ warfen selbst Geld unter die Armen“. Am 10.2.1763 verkündete man „auf dem Markte feierlichst“, dass die Kriegslieferungen und Exekutionen ein Ende haben sollten“. Noch am selben Abend bliesen die „Herren Stadtmusici“ vom Kirchturm herab: „Nun danket alle Gott“ und eine „frohbewegte Menge auf dem Marktplatze stimmte mit ganzem Herzen in das alte Danklied ein“.
 
Am 15.2.1763 wurde der Siebenjährige Krieg mit dem „Hubertusburger Frieden“ beendet und am 17.2. zogen die Preußischen Truppen aus Frankenberg ab. Am 21.3.1763 beging man in Frankenberg „mit sämtlichen eingepfarrten Gemeinden“ ein großes Friedensfest.

Dr. Bernd Ullrich
Stadtchronist